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Relevanz von Postgraduate Abschlüssen
- 8. August 2020
- Posted by: BildungsCluster
- Category: Allgemein
Der Karriereweg verläuft bei vielen Akademikern ähnlich: nach der Matura folgt ein Bachelorstudium und darauf aufbauend ein einschlägiges Masterstudium. Danach wird erstmal gearbeitet. Nach diesem Ausbildungsweg ist das Gefühl, vorerst genug gelernt zu haben, nicht selten. Dennoch sind innerbetriebliche Aufstiegsmöglichkeiten oftmals an eine spezielle Postgraduate-Weiterbildung, meist in Form eines MBAs oder MAs, gekoppelt. Dies wirft die Frage auf, ob die absolvierte mehrjährige Ausbildung, bestehend aus Bachelor und Master, denn nicht mehr ausreichend für den Aufstieg der Karriereleiter ist.
Grundsätzlich gilt: es kommt immer auf die Art der Grundausbildung an. Die Fähigkeiten, die in der angestrebten Position erforderlich sind, müssen nachgewiesenermaßen erlernt worden sein. Dies ist am Titel alleine in den wenigsten Fällen ersichtlich und manchmal auch nicht anhand der Studienbezeichnung zu erkennen. Strebt beispielsweise ein/e technische/r MathematikerIn mit einem „Master of Science“-Titel eine Managementposition an, ist aufgrund des Titels nicht ersichtlich, welche Ausbildung dahintersteckt. Ebenso wenig wird ein/e MathematikerIn im Laufe seiner/ihrer Ausbildung die notwenigen Fähigkeiten für eine Managementposition erlernt haben. Daher ist es meist nötig, sich die gefragten Skills mittels einer zusätzlichen postgradualen Ausbildung anzueignen.
Anders ist die Situation allerdings, wenn mittels der postgradualen Ausbildung keine neuen Fähigkeiten erlernt werden. Mehr vom gleichen zu lernen, ist weder Sinn eines Postgraduate-Abschlusses noch gefragt in der Arbeitswelt. Das in Österreich sehr populäre sogenannte „Titelsammeln“ steht ganz klar hinter der Ergänzung der Primärausbildung. Möchte jetzt zum Beispiel ein/e BetriebswirtIn mit einem „Master of Science“-Titel in eine Managementposition aufsteigen, ist ein betriebswirtschaftlicher Postgraduate-Abschluss eine Fehlinvestition von Ressourcen, da zwei Abschlüsse im selben Studienbereich keinen Vorteil für den Arbeit-Relevanz von Postgraduate Abschlüssen geber und den Träger oder die Trägerin des neuen Titels bringen.
Wenn die Ausbildung allerdings nicht von einer Position abhängig ist, sondern von der intrinsischen Motivation, sich weiterzubilden, dann sollte man zuerst überlegen, was konkret durch das neue Studium erreicht werden soll, ob und wie genau sich diese postgraduale Ausbildung harmonisch in die gegenwärtige Lebenssituation integrieren lässt und welche Hindernissen und Erfolgschancen die besagte Ausbildung mit sich bringt. Ein Postgraduate-Abschluss sollte niemals als ein Weg, weg von einer beruflich schwierigen Situation zu kommen, gesehen werden, sondern vielmehr ein Zugehen auf das nächste berufliche Ziel sein. Aufgrund der teilweise sehr stark ausgeprägten Praxisorientierung ist es durch ein Postgraduate-Studium möglich, Inhalte zu erlernen und zu verstehen, die im vorangegangenen Studium lediglich theoretisch behandelt wurden. Auch hier gilt wieder: die postgraduale Ausbildung soll eine Ergänzung zum gradualen Studium sein.
Zahlt sich eine Postgraduate-Ausbildung aus?
Diese Frage kann ganz klar mit „JA“ beantwortet werden. Laut der Kantar TNS-Studie ist für 87 Prozent aller Befragten das Thema Weiterbildung essentiell für die Mitarbeiterentwicklung und für Personalentscheidungen. Die Tatsache, dass wir in Zeiten eines rasanten Wandels leben und die Digitalisierung immer weiter fortschreitet, macht es für MitarbeiterInnen immens wichtig, sich durch eigenmotiviertes Lernen immer schneller immer mehr Wissen anzueignen, um die neuen Technologien zu beherrschen und mit deren Hilfe ihre Aufgaben effizienter zu erledigen.
In Sachen Weiterbildung ist vor allem die Einstellung wichtig. Wenn man dem/der Vorgesetzten klar kommuniziert, sich sinnvoll weiterbilden zu wollen, erhöht dies bereits die Aufstiegschancen. Aber nicht nur das. Viele Firmen bieten daraufhin auch Unterstützung bei der Finanzierung der Weiterbildung an, sofern diese zu den Unternehmenszielen passt. Praxiswissen steht hier aber ganz klar im Vordergrund. Eine rein theoretische Zusatzausbildung ist für viele Unternehmen unattraktiv, da dadurch kein Mehrwert geschaffen wird. Vor allem die Kombination aus Online- und Präsenzlernen bei Berufstätigen ist für Unternehmen interessant.
Fakt ist, ein Postgraduate-Abschluss kommt immer gut an und ist niemals verkehrt. Ob man selbst davon profitieren will, oder lediglich einen neuen Titel führen möchte, ist jedem selbst überlassen. Man sollte jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass am Ende die Leistung zählt und nicht der geführte Titel. Eine zusätzliche Ausbildung, über den gewöhnlichen akademischen Studienweg hinaus, ist gerade in Zeiten von Wirtschaftskrisen und bedeutenden globalen Veränderungen wichtig. Für MitarbeiterInnen, die eine Weiterbildung aufgrund von erhöhten Aufstiegschancen im Unternehmen anstreben, ist es essentiell, dies vorher mit ihrem Vorgesetzten abzusprechen und zu klären, ob die angestrebte Weiterbildung auch zu den Unternehmenszielen passt. Generell gilt aber: jede zusätzliche Qualifikation bringt auf dem Arbeitsmarkt neue und bessere Chancen.
Quellen:
- derstandard.at/1256743696353/Titelsammler-sind-nicht-gefragt
- https://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wissen/forschung/256073_Wenn-ein-Titel-allein-nicht-genuegt.html
- https://medienportal.univie.ac.at/uniview/studium-lehre/detailansicht/artikel/universitaet-wien-postgraduale-weiterbildung-gewinnt-an-bedeutung/
- https://www.presseportal.de/pm/76906/3896343